Was ist eine Venture Capital Gesellschaft?

Fundraising stellt für jede Unternehmung eine Herausforderung dar. Vor allem junge Unternehmen und Start-Ups haben meist einige Hürden zu überwinden, bis sie einen geeigneten Finanzierungspartner wie z. B. eine Risikokapitalfinanzierung durch private Equity gefunden haben. Die Finanzierung durch Fremdkapital ist für frühphasige Unternehmen oftmals schwer zu realisierendenn nur selten liegen Sicherheiten vor und das Geschäftsmodell ist noch nicht hinreichend erprobt. Daher streben frühphasige Unternehmen und Start-Ups oftmals eine Finanzierung durch Eigenkapital an, beispielweise durch Business Angel, Corporates oder Venture Capital Gesellschaften. In diesem Artikel wird Aufbau und Zielsetzung einer solchen Venture Capital Gesellschaft erläutert.

Wie funktioniert Venture Capital? – Die wichtigsten Inhalte zusammengefasst:
  • Venture Capital Gesellschaften sind institutionelle Investoren, welche nach Investition eine strikte Exitstrategie verfolgen.
  • Eine Venture Capital Gesellschaft setzt sich aus dem General Partner (Fondsmanager) und Limited Partners (Kapitalgeber) zusammen.
  • Erträge generiert die Venture Capital Gesellschaft durch die Management Fee und den Carried Interest.

Die Inhalte dieses Artikels basieren auf unseren persönlichen Erfahrungen. Sie stellen keine juristische Beratung dar und ersetzen diese auch nicht. Bei Fragen zu Finanzierungsrunden, zur Investorensuche oder Unternehmensbewertung beraten wir auch gerne individuell im Rahmen eines persönlichen Gesprächs. Melden Sie sich über unser Kontaktformular oder vereinbaren Sie direkt Ihren ersten kostenlosen Beratungstermin.

Wenn du mehr über Risikokapitalfinanzierung erfahren möchtest, lese dir unseren allumfassenden Guide zum Thema durch: Risikokapitalfinanzierung: Ein Leitfaden für Anfänger

Anders als Fremdkapitalgeber unterstützen Venture Capital Fonds ihre Investitionen aktiv und verfolgen eine klare Exitstrategie innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums.

Venture Capital Fonds, auch Risiko- oder Wagniskapitalgeber genannt, tätigen Investitionen in frühphasige und schnellwachsende (private) Unternehmen und Start-Ups. Dabei verfolgen sie das Ziel, die Renditeerwartung der Kapitalgeber (Limited Partners) zu erfüllen. Da VC Fonds üblicherweise mit einer fixen Laufzeit von beispielsweise 10 Jahren geschlossen werden, beabsichtigen sie eine schnelle Wertsteigerung ihrer Investments und einen Exit innerhalb ihrer Fondslaufzeit. Mögliche Exitszenarien können Akquisition, Secondaries (Veräußerung der Anteile an eine andere VC oder Private Equity Gesellschaft) oder der Exit im Rahmen eines IPOs oder SPACs sein. Um die erwartete Rendite innerhalb der Fondslaufzeit zu generieren, investieren VCs daher ausschließlich in Unternehmen mit enormem Wachstumspotential.

Anders als Fremdkapitalgeber, beispielsweise Banken, stellt ein VC nicht nur Risikokapital zur Verfügung, sondern sichert sich zusätzlich Mitsprache in Gesellschaftsverträgen, um aktiv auf die positive Wertentwicklung der Portfoliounternehmen Einfluss nehmen zu können. Außerdem stellt ein VC sein Know-How und Netzwerk zur Verfügung, um das Wachstum der Portfoliounternehmen zu unterstützen.

Ein VC setzt sich aus den General Partners, welche den Fonds führen und Investitionsentscheidungen treffen, und den Limited Partners, welche die Hauptgeldgeber des Fonds sind, zusammen.

Eine typische Venture Capital Gesellschaft besteht aus den GPs (General Partners; Komplementären), welche die Gesellschaft gründen und den Fonds managen, und den LPs (Limited Partners; Kommanditisten), den Kapitalgebern und Risikokapitalgebern des Fonds, welche sich beispielsweise aus öffentlichen Geldgebern, institutionellen Investoren, Corporates und vermögenden Privatinvestoren zusammensetzen. Das Investment der LPs füllt in der Regel den Großteil des Fondvolumens aus. Von den Partnern des GPs wird allerdings auch häufig ein Investment eines substantiellen Teils des Privatvermögens erwartet, um den fehlenden Zugriff auf das getätigte Investment zu kompensieren und Vertrauen in die handelnden Partner des GPs zu erzeugen. Im Gegenteil zu den GPs, welche unbeschränkt mit ihrem Vermögen für Verbindlichkeiten der Gesellschaften haften, tun dies die LPs, sofern diese ihr gekennzeichnetes Kapital und Risikokapital eingezahlt haben, nicht. Durch die Strukturierung als geschlossener Fonds mit einer Laufzeit von 7 bis 12 Jahren gelten Investitionen in Venture Capital Fonds für die LPs als illiquide.

Abbildung 1: Aufbau einer Venture Capital Gesellschaft
Durch die Management Fee und den Carried Interest erwirtschaftet die Venture Capital Gesellschaft Erträge.

Eine Venture Capital Gesellschaft generiert über zwei Wege Erträge: Durch die Management Fee und den Carried Interest („Carry“).

Die Management Fee wird genutzt, um das Tagesgeschäft der Gesellschaft zu finanzieren. Damit werden beispielsweise die Gehälter der Partner und Angestellten sowie sonstige betriebliche Aufwendungen bezahlt. Die Management Fee ist abhängig vom Fondsvolumen und beträgt in den meisten Gesellschaften etwa 2% des Fondsvolumens pro Jahr.

Der andere, und ausschlaggebendere Ertragskanal wird Carried Interest, oder auch „Carry“ genannt. Der Carry wird als ein Anteil der Erträge berechnet, welche einen vereinbarten Schwellenwert (IRR p.a.) überschreiten. Wenn die Rendite des Fonds den Schwellwert (bspw. 25% IRR p.a.) überschreitet, werden von dem darüberliegenden Gewinn in der Regel etwa 20% als Carry an die GPs ausgeschüttet. Die restlichen 80% erhalten die LPs als zusätzliche Rendite für ihr initiales Investment. Folgende Beispielrechnung veranschaulicht die LP Renditeerwartung eines €M 150 Fonds mit einer Fondlaufzeit von 10 Jahren und einem zugesicherten IRR von 25%.

Abbildung 2: Beispielrechnung eines Venture Capital Fonds

Bei einem initialen Investment von M€ 150 in T0 errechnet sich innerhalb der Fondlaufzeit von 10 Jahren eine Auszahlung von M€ 1.397 an die LPs. Bei einer Überrendite von M€ 193 (Auszahlung T10: M€ 1.590) würden die GPs einen Carry von insgesamt €M 38,6 erhalten (20% von M€ 193), die restlichen €M 154,4 stehen den LPs zu.

Vor der Investorenwahl ist eine Prüfung der Ziele des Kapitalgebers elementar, um harmonierende Interessen sicherzustellen.

Unter Berücksichtigung der Funktionsweise von Venture Capital Gesellschaften sollten sich Gründer in der Zusammenarbeit bewusst werden, welche Anreize und Motive für den Risikokapitalgebers relevant sind. Entsprechend seiner Ausrichtung wird ein VC bei werttreibenden Entscheidungen in der Regel den Weg der höchsten Renditeerwartung vorschlagen. Eine solche Entscheidung ist oftmals auch mit dem höchsten Risiko verbunden. Darüber hinaus wird ein VC immer einen Exit anstreben, um die aus dem Wachstum des Beteiligungsunternehmens generierten Erträge zu realisieren. Als Gründer sollte man sich dies vor der Ansprache eines solchen Kapitalgebers daher bewusst machen, um in der späteren Zusammenarbeit harmonierende Interessen sicherzustellen.

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